Die erste der bisher noch unveröffentlichten
Immer wenn es Herbst wird, ist Aufregung im Wurzelland. Plötzlich erhebt sich dann ein Wind von den Bergen, der dem Tale zusaust, in welchem die Wurzelhäusler ihre Baumhäuser aufgeschlagen haben. Dann wird es Zeit. Du fragst wozu? Na, du wärest ein dummer Wurzelhäusler, wenn du das nicht wüßtest. Wenn die alte Knorke ruft: „Der Berg weht!“, denn so ruft sie an jedem dritten Tage nach Herbstanfang, dann wissen alle Wurzelhäusler, daß es Zeit wird für sie. Und weil es eben ein lustiges Völkchen ist, haben sie sich ein besonderes Fest zu Ehren der alten Knorke ausgedacht: das Bucheckerfest. Denn wenn die Alte Knorke am dritten Tag nach Herbstanfang gerufen hat, daß der Berg weht, dann ist es wieder einmal Zeit die Bucheckern von den Bäumen des schwarzen Waldes zu ernten. Denn die Wurzelhäusler sind ein besonderes Völkchen unter den Waldbewohnern; sie halten nicht wie die meisten Bewohner des Waldes Winterschlaf, sondern sie ruhen nur aus von den zahlreichen Strapazen des Wurzelhäuslerjahres. Das bedeutet für jeden Wurzelhäusler sehr viel Geduld, denn der Winter im schwarzen Wald dauert für gewöhnlich sehr lange. Da haben die Trolle, denn zu dieser weit verzweigten Familie gehören sie, genügend Zeit sich durch eine volle Bibliothek zu lesen, sich durch die vielen Leckereien zu kosten, welche die Wurzelhäuser Sammelknaben während des vergangenen Jahres in die Kammern und Speicher des kleinen Dorfes gesammelt haben; (so macht es zum Beispiel der Küchenmeister Rührlöffel, der seit jeher die Oberaufsicht über alle wurzelhäuslerischen Vorratskammern inne hat). Natürlich kann man auch viele lustige Spiele spielen wie das Pinkepong oder das Malewutsch, welches die kleinen Wurzelhäusler mit besonders großem Vergnügen spielen, weil man dabei nach Herzens Lust herumkreischen und mit bunten Farben schmieren darf. Nur einer hat für all diese Lustbarkeiten kein Interesse: Der Hurrlewutz. Der hat bisher einen jeden Winter in einem einzigen Rutsch verschlafen. Während alle anderen Wurzelhäuser gespielt, genascht oder gemalt oder gelesen haben, hat der Hurrlewutz nur seiner Faulheit gefrönt und geschlafen. Der Hurrlewutz schlief schon, wenn noch immer die rotgelben Blätter von den Buchen fielen, längst schlief er tief und fest, wenn die ersten schneeweißen Kristalle sich zu größeren Formationen verbanden, damit die wurzelhäuslerischen Kinder lustige Schneemänner aus ihnen formen und mit allerlei stibitzten Kleidungsstücken in lebensechte Karikaturen verwandeln konnten; er schlief sogar noch, wenn es längst Frühling geworden war und alle anderen Wurzelhäusler längst mit den Schmetterlingen und den Maikäfern fangen und jagen spielten, oder des Abends mit ihnen Ringelreihen tanzten...